VEB Konsummühle
Der weithin sichtbare Mühlenkomplex des VEB Konsummühle aus Getreidesilo, Mühle und Mehlspeicher entstand Mitte der 1920er-Jahre für die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumverein Hamburg (GEG) als seinerzeit größte Getreidemühle Mitteldeutschlands.
Bauherr war die „Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Consumvereine mbH“. 1894 in Hamburg gegründet, war sie die Großhandelsorganisation der in Deutschland zu dieser Zeit weit verbreiteten Konsumgenossenschaften.
Ab 1910 begann die GEG mit der Errichtung eigener Produktionsbetriebe, zunächst mit einer Seifenfabrik in Riesa.1 In diesem Sinne sollte auch in Magdeburg eine Mühle gebaut werden, auch um die Konsumgenossenschaften der Gegend unabhängig von anderen Mehlerzeugern zu machen. Aber nicht nur wirtschaftliche Unabhängigkeit war das Ziel, sondern die Schaffung einer Musteranlage einer modernen Mühle. Dieses Streben nach Modernität spiegelt sich auch in der äußeren Gestaltung der Anlage wider. Drei kubisch strenge Gebäudeblöcke mit einer Verkleidung aus rotem Klinker bilden den Hauptteil der Anlage, dazu kommt noch ein – mittlerweile zu Wohnungen umgebautes – Verwaltungsgebäude. Mit einer Gebäudehöhe von etwa 26 Metern für die Mühle und sogar 40 Metern beim Silo bildet die Konsummühle eine städtebauliche Dominante im nördlichen Stadtbereich, eine Tatsache, die den damaligen Stadtbaurat Johannes Göderitz bewog, eine Bearbeitung der ersten Entwürfe zu fordern. Zwar ist unklar, ob dies tatsächlich im Sinne der Stadt erfolgte, allerdings weicht die Bauausführung beim Silo von den ursprünglichen Plänen ab, wenn auch nur leicht. 1927 konnte die Mühle in Betrieb genommen werden, das Silo wohl erst einige Monate später. Die Mühle selbst befindet sich im östlichen Gebäudeblock, der westliche Block enthielt den Mehlspeicher und die Mehlmischanlagen auf insgesamt sechs Etagen.
Die Krafterzeugung für den Betrieb der Anlagen erfolgte in einem kleineren Nebengebäude, in dem Dampf für die Heizung und Getreidetrocknung erzeugt wurde. Transformatoren sorgten für die Bereitstellung des elektrischen Stroms für die anderen Maschinen in der Mühle. Hinter diesem Gebäude befand sich bis in die 1970er Jahre auch der Eisenbahnanschluss zur Versorgung mit Kohle.
Die Versorgung mit Getreide fand per Schiff, Bahn und Lkw (oder auch ganz klassisch mit dem Pferdefuhrwerk) statt, dazu befanden sich entsprechende Entladeanlagen am Silo.
In diesem Silo wurde das Getreide zunächst zwischengelagert. Dazu standen 66 Silozellen mit einem Fassungsvermögen von je etwa 150 Kubikmetern zur Verfügung. Das entspricht einer Lagerkapazität von etwa 7.500 Tonnen Getreide. Das Getreide gelangte dann unterirdisch durch Transportbänder oder -wagen zur Mühle oder zur Reinigung im Kopf des Silos. Insgesamt war die gesamte Anlage so konstruiert, dass möglichst wenig menschliches Eingreifen in den Transportprozess notwendig war.
In der DDR schließlich produziert die Mühle als VEB Konsummühle für das Konsum-Süß- und Dauerbackwarenkombinat KONSÜ Markkleeberg und stellte Graupen, Grieß, Grütze, Nudeln, Haferflocken und Brot (in den 1970er Jahren hatte man die betriebseigene Bäckerei zu einer Großbäckerei ausgebaut) her. Nach der Wende von der Mühle Rüningen AG übernommen, steht der Betrieb mittlerweile leer. Allerdings gilt der Komplex der VEB Konsummühle als „Baudenkmal von sehr hoher kulturell-künstlerischer, technisch-wirtschaftlicher sowie städtebaulicher Bedeutung“. Das Landesamt für Denkmalpflege ordnet die Mühle in den Bereich „Klassische Moderne“ ein und hebt die Bedeutung für die architekturgeschichtliche Stellung Magdeburgs als ein Zentrum moderner Architektur in der Weimarer Republik hervor. Bliebe zu hoffen, dass es gelingt, für dieses Baudenkmal eine Nutzung zu finden.