Kraftwerk Calbe / Saale
Das Niederschachtofenwerk in Calbe war eine Industrieanlage zur Gewinnung von Roheisen aus einheimischen Erzen (Siderit und Hämatit) in Verbindung mit Braunkohlenhochtemperaturkoks. Die Anlage sollte einen wesentlichen Teil des Roheisenbedarfs der DDR decken. Zur Verwertung des Gichtgases wurde das Industrie Kraftwerk Calbe erbaut.
Das Kraftwerk Calbe trug den Namen „Gottes Gnaden“ und versorgte später das Metalleichtbaukombinat Calbe/Saale mit Energie und Dampf.
1950 begann der Aufbau des ersten Niederschachtofens im Eisenwerk West bei Calbe (Saale), wo das von einem Forscherkollektiv unter Leitung von Prof. Dr. K. Säuberlich entwickelte Verfahren erprobt wurde. Das Werk nahm im Jahr 1951 unter dem Namen Eisenwerke West (EWW) seinen Betrieb auf; damit war es die erste Anlage dieser Art weltweit. Das benötigte Erz kam aus den Eisenerzgruben Büchenberg, Braune Sumpf, Badeleben sowie der Schwefelkiesgrube Elbingerode, es konnte aufgrund des geringen Eisengehalts von 20 bis 25 Prozent nicht in normalen Hochöfen verhüttet werden. 1953 wurde zur Verwertung des Gichtgases ein Industrie Kraftwerk Calbe erbaut. 1959 fand die Umbenennung in VEB NOW Niederschachtofenwerk Calbe (Saale) statt. Im Jahr 1964 erfolgte der Zusammenschluss mit den oben genannten Eisenerzgruben unter dem Namen VEB BHK Bergbau- und Hüttenkombinat Calbe (Saale).
In den folgenden Jahren kam man zu der Erkenntnis, dass das Verfahren trotz weiterer Verbesserungen der Niederschachtöfen auch in Zukunft nicht rentabel werden würde, da die Verhüttung der eisenarmen Erze zu viel Braunkohlenhochtemperaturkoks benötigte. Hinzu kam, dass die 10 Niederschachtöfen mit je rund 100 t Tagesproduktion einen hohen Arbeitskräfteeinsatz forderten, auch gab es in Calbe keine weiterverarbeitende Industrie. So wurde schließlich 1970 das Kraftwerk Calbe stillgelegt. Die 2500 Beschäftigten in Calbe und die 1000 Arbeiter in den Erzgruben wurden in neugeschaffenen Metallleichtbaukombinaten untergebracht.
Quelle: Wikipedia