Adolf Bleichert & Co Fabrik für Drahtseilbahnen
Fabrik für Drahtseilbahnen Adolf Bleichert & Co in Leipzig Eutritzsch; Architekt des Komplexes war Max Bösenberg.
Ab 1955 VEB Schwermaschinenbau Verlade- und Transportanlagen – TAKRAF.
Im Jahr 1876 gründet er mit seinem Schwager Peter Piel in Leipzig-Neuschönefeld die „Adolf Bleichert & Co.“, die erste Drahtseilbahnfabrik in Sachsen. Die Firma wächst und zieht 1881 aus Platzmangel nach Leipzig-Gohlis um, mitten im Herzen des Stadtteiles entsteht hier eine riesige neue Fabrik, Bleichert wird so zum Herz von Gohlis. Es folgt ein gigantischer Absatz der Seilbahnen auf der gesamten Welt, von Argentinien bis zum Nordkap, man ist schafft es zum Weltmarktführer. Grund für diesen Erfolg ist die moderne innovative Technik und Erfindungen aus Leipzig. 1896 bringt man eine neue Klemmkupplung heraus, welche die Gondeln/Loren an den Stationen automatisch ein- und auskuppeln, bis heute Standard im Seilbahnbau. Man übertrifft alle Weltrekorde und macht die höhsten Berge der Welt für den Menschen nutzbar.
1901, als Adolf Bleichert in Leipzig stirbt, wird die 1000te Seilbahn in Gohlis gebaut, und das in nur 20 Jahren. Im selben Jahr noch, erfolgt die Gründung der Tochterfirma „Bleichert Transportanlagenbau GmbH“, speziell zum Bau von Ladeanlagen & -brücken ohne Seilkonstruktion. Nachdem während des Ersten Weltkrieges sehr viele Beziehung weg brechen, beginnt man Anfang der 1920er Jahre die Produktpalette zu erweitern. Gemeinsam mit dem Österreicher Unternehmen „Zuegg“ werden Seilschwebebahnen als „Bleichert-Zuegg“ gefertigt. Im Jahr 1920 eröffnet man dazu noch das neue Zweigwerk in Leipzig-Eutritzsch. 6 Jahre später wird das Unternehmen dann, welches bis dahin privat geführt wurde, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Weltwirtschaftskrise trifft das Bleichert schwer, die Aufträge brechen weg und als Weltunternehmen kann man sich nicht mehr lange halten. 1932 muss Bleichert Konkurs anmelden. Mit einem Bruchteil der Arbeiter wird noch im selben Jahr durch die Auffanggesellschaft „Bleichert-Transportanlagen GmbH“ weiter gearbeitet. Diese Gesellschaft wird kurz darauf an die „Felten & Guilleaume Carlswerk AG“ verkauft. Die Geschichte des Familienunternehmes ändert sich damit an dieser Stelle grundlegend, der Drahtseilbahnbau in Leipzig geht aber weiter.
Während des 2. Weltkrieges nutzt das NS-Regime die Fabrik als Rüstungsbetrieb und lässt hier im großen Stil Granathülsen produzieren. Die beiden Werke in Leipzig werden darauf 1945 durch Bombenangriffe schwer beschädigt. Was die Bomben übrig gelassen haben, das demontiert die Rote Armee in der Folgezeit und transportiert es in die Sowjetunion. 1946 werden die alten Bleichert-Werke in eine Sowjetische Aktiengesellschaft als „Bleichert Transportanlagen Fabrik SAG Leipzig“ umgewandelt. Die verschiedenen Erzeugnisse wie Elektrokarren, Kabelkräne oder Verladebrücken sind einzig für die Sowjetunion gedacht und zählen damit als Reparationsleistungen.
1953 geht die SAG dann in Volkseigentum der DDR über, es entsteht der „VEB Schwermaschinebau Verlade- und Transportanlagen“. Der Name Bleichert wird seither auf Wunsch der DDR-Führung aus alles Namen und Anschriften gestrichen, wie als hätte es ihn nie gegeben. 20 Jahre später wird der Betrieb in den „VEB Verlade- und Transportanlagen Leipzig Paul Fröhlich“ umstrukturiert und zum Stammbetrieb des Kombinates „TAKRAF“ heraus gebildet.
Bis 1991 produziert man für den gesamten Ostblock, die Anlagen aus Leipzig-Gohlis haben weiter Weltruf. Doch wie fast alle anderen Maschinenbaubetriebe der Stadt, überlebt das alte Bleichert-Werk nicht die Nachwendezeit. 1991 wird das Unternehmen liquidiert, nach 120 Jahren endet die große Tradition der Seilbahn und Transportanlagen in Gohlis, der Name „Adolf Bleichert“ verschwindet damit endgültig.
Quelle: Industriekultur Ost